Vera Politkowskaja, „Meine Mutter hätte es Krieg genannt“
Die Wahrheit zu schreiben ist nützlich, auch wenn niemand sie hören will. Und es ist auch nützlich, seine Arbeit gut zu machen, immer. Wollte man dies in Frage stellen, würde man damit sagen, dass Anna Politkowskajas Opfer sinnlos war.
Das größte Unrecht, das man meiner Mutter antun konnte, war, sie daran zu hindern, den Beruf auszuüben, den sie liebte. In dieser Hinsicht war sie sehr pragmatisch. Am Tod schreckte sie nur, dass er sie unversehens treffen konnte, noch bevor wir, ihre Kinder, dafür bereit waren. Wir führten nie pathetische oder rührselige Gespräche darüber. Sie hätten nichts gebracht. Wenn meine Freundinnen nach Hause kamen, wurden sie vielleicht von ihren Eltern gefragt: »Willst du ein bisschen Eis?« Ich dagegen hörte: »In dem Schubfach da sind wichtige Unterlagen«, oder: »Dort ist Geld versteckt.« Mama sah mir in die Augen, wir schwiegen für einige unendlich lange Sekunden, und dann kam sie immer mit derselben Erklärung: »Man kann nie wissen.«
(Vera Politkowskaja, „Meine Mutter hätte es Krieg genannt“)
»Ein schwarzer Blick in die Zukunft. Schwarz wie die Farbe des russischen Öls, mit dem hierzulande die Wohnzimmer geheizt werden. Es scheint höchste Zeit, einmal genauer nachzufragen, was für ein Land das eigentlich ist, aus dem es kommt.« (WDR)
Dieses knappe und doch eindringliche, persönliche und doch faktenreiche Memoir gewährt einen furchteinflößenden Blick in die Abründe des Systems Putin mit seiner skrupellosen Unterdrückung jeglicher Meinungsfreiheit und jeglicher Opposition. Man kann den Mut all jener, die sich dagegen stellen nicht genug bewundern.
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