Amélie Cordonnier, „Die Entscheidung“
Aber der Sommer nachdem du dreiunddreißig wurdest, der, der auf deine Depression folgte, hat das Fass zum Überlaufen gebracht. An dem Abend, als ihr in Kroatien ankamt,
hast du es nicht mehr gepackt, all die Vogelnamen einzustecken, die auf dich niedersegelten und dir die Flügel stutzten. Er hatte ein Segelboot gechartert. Die Flugtickets, das Schiff, der Skipper, das alles hatte eine Stange Geld gekostet. Vor allem ihn. Doch mit ihm aufs Meer zu fahren, etwas so Schönes mit ihm zu teilen nach den ganzen Beleidigungen und Widerwärtigkeiten, mit denen er dich überschüttet hatte, das konntest du nicht. Du brauchtest Asphalt, Schwärze, Trübsal, Mief, Einsamkeit. Du hattest nicht die Kraft, dein Unglück in einer idyllischen Umgebung zu ertragen. Für euch war Schluss mit der Idylle, aus und vorbei. Vorhang. Klappe, die letzte. Die sengende Sonne hinderte dich nicht daran, kühlen Kopf zu bewahren. Du wolltest diese Ferien nicht, die gerade begannen. Das Hotel, in dem ihr zwei Tage verbringen solltet, ehe es aufs Schiff ging, war wirklich hübsch. Und das Bett in dem gelben Zimmer mit Meerblick riesig. Aber du hattest gar keine Lust, eure Sachen auszupacken. Also hast du stattdessen ausgepackt, was du auf dem Herzen hattest, und alles zum Teufel geschickt.
(Amélie Cordonnier, „Die Entscheidung“)
Ein Roman wie ein Rap oder ein Chanson oder beides auf einmal. Rhythmisch, sprachverspielt, intensiv.